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Virtuelle Realität made in Chile erobert den europäischen Markt

Juan Reyes hat vor acht Jahren sein eigenes Unternehmen gegründet, ein Software-Start-up. Zusammen mit vier Studienfreunden. „Eine Firma muss so vielfältig sein wie ein Zoo“, findet er. Am Managerfortbildungsprogramm hat er vor einem Jahr teilgenommen. Es war für ihn das Sprungbrett ins internationale Geschäft.

Als Juan Reyes zum ersten Mal sein neues Büro betritt, überkommt ihn ein sonderbar vertrautes Gefühl. Es ist das Gefühl, hier schon einmal gewesen zu sein. Er geht über den Flur und betritt den Showroom. Dann steigt er über eine kleine Treppe hinauf in den großzügigen Arbeitsbereich mit Blick über die Dächer von Vina del Mar. All das kennt er nur zu gut. Viele Male zuvor ist der 36-Jährige bereits durch diese Räume gewandelt – virtuell in einer Simulation von Yoy.

Das Büro von Yoy in der Virtuellen Realität (VR)

Reyes ist Gründer des Software-Start-ups Yoy. In der virtuellen Realität (VR) ist der Informatiker zuhause. Aber diese Simulation hat ihn dann doch selbst überrascht. „Wir haben bei der Planung unseres Büros unsere eigene VR eingesetzt. Es sieht genauso aus!“ Das Büro ist ein Meilenstein in der Geschichte von Yoy. „Ein lang ersehnter Traum“, sagt Reyes mit bewegter Stimme. Bisher haben alle Mitarbeiter von zu Hause gearbeitet.Mit dem Büro sollte beginnen, was für viele Firmen die Norm war: das gemeinsame Arbeiten an einem Ort. Doch dann kam Corona und stellte alles auf den Kopf. Das neue Büro, nur wenige Gehminuten vom Boulevard am Pazifischen Ozean gelegen und einen Katzensprung vom Rio Marga Marga entfernt, blieb unbezogen. Nach und nach füllt es sich nun endlich mit Leben.

Feuerlösch-Simulation

Sprungbrett Deutschland

„If we can make it there, we’ll make it anywhere“, mit den weltberühmten Liedzeilen umschreibt Reyes, warum er am Managerfortbildungsprogramm (MP) teilgenommen hat. Und: Er hat es geschafft in Deutschland. Gerade programmiert er ein betriebswirtschaftliches Planspiel für Führungskräfte. Auftraggeber ist eine Bildungseinrichtung aus Berlin. Der Geschäftsführer war Trainer auf einem der Seminare, an denen Reyes im Rahmen des MP teilgenommen hat. Zusammen haben sie ein digitales Spiel entwickelt, das auf den Bedarf von Führungskräften zugeschnitten ist. Online können die Manager Geschäftssituationen simulieren und gemeinsam lösen. Eine VR-Brille brauchen sie nicht, lediglich einen Zugangscode. Reyes will sich weiter internationalisieren. Auch dabei hat ihm das Managerfortbildungsprogramm geholfen. Über einen Kontakt ist es ihm gelungen, für Mercedes-Benz in Spanien einen Feuerlösch-Simulator zu entwickeln. Dieser wird für Brandschutztrainings im nordspanischen Vitoria eingesetzt. Das Werk ist die weltweit zweitgrößte Produktionsstätte für Mercedes-Transporter. Im Zuge des Projekts hat Reyes eine Niederlassung in Spanien gegründet. Der erste Auslandsstandort ist ein weiterer Meilenstein für Yoy.

Die Firma entwickelt sich schnell. Zehn neue Mitarbeiter wurden eingestellt. Mit seiner Arbeit trägt Reyes dazu bei, dass weniger Talente aus beruflichen Gründen das Land verlassen. Wenn er einen Wunsch frei hätte, dann würde er noch mehr Menschen mit verschiedenen Berufsprofilen einstellen, auch mehr Frauen. „Eine Firma muss so vielfältig sein wie ein Zoo“, findet er. Für 2021 rechnet er mit einem Umsatzrekord. Das möchte er mit seinen inzwischen 30 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen feiern – im neuen Büro, wenn die Corona-Lage es dann zulässt.

Digitales Lernen ist in

„Digitales Lernen ist gefragt, Corona hat das noch verstärkt“, sagt Reyes. Er hat seine Strategie geschärft: weniger VR, mehr webbasierte Trainings für die Industrie. Die Vorteile für Firmen liegen auf der Hand. Sie sparen Kosten und überwinden räumliche Grenzen. Und: „Durch unsere Sicherheits- und Maschinentrainings können Unfälle vermieden und Leben gerettet werden“, betont Reyes.

Digitaler Kosmoplit

Reyes ist ein Kosmopolit, ein Wissenssüchtiger: „In einer anderen Zeit würde ich in einer Bibliothek leben. Wissenschaft, Technik, Geschichte, Philosophie, ich würde ein Leben lang mit jedem dieser Dinge verbringen“. Der zweifache Familienvater schreibt für eine Digitalzeitung, hat einen Podcast und veröffentlicht bald sein erstes Buch, ein Handbuch für Start-up-Gründer. „Damit andere nicht dieselben Fehler machen wie wir“, sagt er lachend. Mit seinen 21.000 Followern käme er im LinkedIn-Ranking unter die Top 10 der deutschen CEOs. In der Biologie ist ein Kosmopolit ein Lebewesen, das über weite Teile der Erde verbreitet ist. Yoy hat gute Voraussetzungen, ein digitaler Kosmopolit zu werden. Und wer weiß, in welche Fußstapfen das Unternehmen einmal tritt.

Weitere Informationen auf der Webseite www.yoy.cl

Selecting a scene in the fire extinguisher simulator
The VR glasses and controller for Mercedes-Benz
The office of the start-up Yoy in Viña del Mar
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