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Neue Wege

Manjusha Mohan steht für den Wandel bei G’sons Apparels. Sie fördert die Entwicklung von Frauen und hat den Umgang mit Abfall in ihrer Firma revolutioniert. Außerdem treibt sie deren Internationalisierung voran.  

Als Mohan mit 32 Jahren beim indischen Textilunternehmen G’sons anfing, hatte sie kaum Ahnung von Stoffen. „Ich konnte Unterschiede in der Stoffqualität und Material kaum erkennen. Die Lernkurve war steil“, erinnert sie sich mit einem Augenzwinkern. Acht Jahre war die Informatikerin im Betrieb ihres Vaters angestellt, zuletzt als Geschäftsführerin. In dieser Funktion hat sie 2019 am Managerfortbildungsprogramm teilgenommen.  

Neues Mindset 

Der Stand der Diversity-Debatte in Deutschland hat sie beeindruckt. „Als ich in der Firma anfing, hatten wir eine klassische Männerdomäne. Unten in der Hierarchie waren unsere Näherinnen. Diese wurden von männlichen Kollegen angeleitet. Darüber war das Management: Mein Vater mit seinen drei Brüdern.“, erinnert sie sich. „Neue männliche Kollegen wurde immer von außen rekrutiert. Ich habe dann gesagt: Hey, warum nehmen wir nicht unsere eigenen Leute?“ Mohan begann, Mitarbeiterinnen zu fördern und diese für höhere Positionen vorzubereiten. So konnte sie langsam die traditionelle Hierarchie durchweichen. Die Richtigkeit ihrer Entscheidung hat sich gezeigt: Die Frauen, die mit ihrer Hilfe im Unternehmen aufstiegen, sind erfolgreich und der Firma verbunden. 

Der Firmensitz des Textilunternehmens G'sons liegt in der südindischen Stadt Kannur.

Mohan lebt sehr umweltbewusst. „Ich versuche Plastik zu vermeiden, wo es nur geht.“ Das Thema Nachhaltigkeit steht in dem bevölkerungsreichen Schwellenland erst am Anfang. Umso erfreuter war Mohan, als sie sah, welche Bedeutung nachhaltiges Leben in Deutschland hat. Viele deutsche Firmen haben die Förderung von nachhaltigem Wirtschaften bereits in ihrer Strategie verankert. „Wir haben unseren Müll immer verbrannt“, erzählt sie. Sie entschloss sich, das zu ändern. Dabei musste sie erfahren, dass nicht alle von der Idee begeistert waren. „Das haben wir bisher doch immer so gemacht“, bekam sie häufig zu hören. Nicht nur von der Belegschaft. Doch sie setzte sich durch und fand Möglichkeiten, die wertvollen Textilabfälle und Nebenprodukte aus der Produktion weiter zu verwerten – oder zu verkaufen. Zum Beispiel als Plüschfüllung für Kuscheltiere. Als die ersten Einnahmen eintrafen, konnte sie auch die letzten Zweifler überzeugen. 

Geschäftserfolg überschattet von Corona 

Während des Managerfortbildungsprogramms konnte Mohan einen neuen Geschäftskontakt in Deutschland aufbauen. Sie produzierte und lieferte T-Shirts mit Firmenlogo für eine Kreuzfahrtgesellschaft. Doch dann kam die Coronapandemie. Aufgrund der prekären Lage in der Kreuzfahrtindustrie geriet der Geschäftspartner in Schieflage und der Kontakt brach ab. Trotzdem war es eine wertvolle Erfahrung, sagt Mohan, ihr erster Auftrag in Deutschland und Europa. Der erfolgreiche Beginn ihrer Internationalisierung. Sie hofft, dass G’sons die Fäden, die sie nach Deutschland geknüpft hat, weiterführen kann, wenn sich die Lage weiter entspannt. Ihr habe die Fortbildung in jedem Fall geholfen, ihre internationale Geschäftskompetenz zu verbessern, sagt sie.  

 Geschäftssituation mit gutem Ausblick

Die Coronakrise hat die Textilbranche hart getroffen. „Die Leute geben kein Geld für Kleidung aus.“, sagt Mohan. Während des strengen Lockdowns in Indien musste G’sons für Monate schließen. Das Management konnte sich kein Gehalt auszahlen, den Angestellten musste ein staatlich verhängtes Noteinkommen gezahlt werden. 2020 verlor die Firma rund 50 Prozent ihrer Einnahmen. Das ging an die Reserven. Langsam entspannt sich die Lage. Für 2021 erwartet Mohan wieder 75 Prozent des Vorkrisenumsatzes. Dennoch hat sie sich aus familiären Gründen dafür entschieden, nach Dubai zu gehen und dort einen neuen Job anzunehmen. Nun arbeitet die Informatikerin wieder in „ihrer“ Branche. Gleichzeitig bleibt sie ihrer Firma in Indien treu. Sie verantwortet für G’sons jetzt die Geschäftsentwicklung im Nahen Osten. Mit Erfolg. Denn wie man neue Märkte erschließt – das hat sie schließlich in Deutschland gelernt. Zwei Projekte hat sie bereits realisiert. Ein Container mit Arbeitskleidung macht sich in Kürze auf den Weg in Richtung Persischer Golf. 

Fotos: © G’sons Apparels