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Unternehmerin aus Taschkent beweist Flexibilität und Weitsicht

Umida Tadjieva ist Geschäftsfrau durch und durch. Die gelernte Kinderärztin setzte kurzerhand einen Master in Gesundheitsmanagement auf ihre Ausbildung und gründete 2014 ein Unternehmen, das heute usbekischen Patienten den Zugang zu einer hochwertigen medizinischen Behandlung auch in Deutschland ermöglicht.

Zudem ist die Firma auf dem internationalen Gesundheitsmarkt aktiv und bildet Personal aus der Medizin und anderen Fachrichtungen fort. Doch die Entrepreneurin exportiert nicht nur Patienten und Personal, sie sorgt auch dafür, dass medizinisches Know-how zurück nach Usbekistan fließt. Eine wichtige Unterstützung dabei war das Managerfortbildungsprogramm.

Im August 2014 gründete Umida Tadjieva die Medica GmbH und entwickelte das Unternehmen seitdem kontinuierlich weiter. Sieben Jahre später beschäftigt die Firma ein Dutzend Experten, die sich unter anderem dem Ziel widmen, usbekischen Staatsbürgern eine medizinische Behandlung zu ermöglichen, die in der Heimat fehlt. Die gebürtige Taschkenterin sorgt mit ihrer Firma zudem für Perspektiven im eigenen Land: Die Beratung usbekischer Gesundheitseinrichtungen und die qualifizierte Weiterbildung usbekischer Ärzte im Ausland wurden zu weiteren Kernaufgaben. 

Immer wieder ist dabei Deutschland der Maßstab. „Mit deutschen Unternehmen kooperieren wir seit Beginn“, so die usbekische Gründerin. „Ich kenne das deutsche Gesundheitssystem sehr gut. Ich weiß, wie die deutschen Kliniken arbeiten, in die wir unsere Patienten, Ärzte und Medizinstudenten schicken. In Taschkent präsentieren wir auf der internationalen Gesundheitsmesse TIHE regelmäßig deutsche Medikamente.“ Zudem organisiert das Unternehmen Reisen für usbekische Unternehmer aus dem Gesundheitssektor zur internationalen Düsseldorfer Medizinmesse MEDICA. 

Da muss ich hin!

Berichtet die Unternehmerin vom Managerfortbildungsprogramm (MP), wird ihre Erzählung noch eine Stufe lebendiger: „Im Frühjahr 2017 veröffentlichte die usbekische Industrie- und Handelskammer einen Wettbewerb zur Teilnahme am MP. Als ich davon las, wusste ich: Da muss ich hin! Das Programm war für mich eine Chance. Und eine großartige Gelegenheit zum fachlichen Austausch mit international anerkannten Fachleuten auf den Gebieten Public Health und Health-Management.“ Am Fortbildungsort RWTH Aachen traf Tadjieva auf MP-Teilnehmer und -teilnehmerinnen aus Wirtschaft und Gesundheit aus Russland, Belarus, der Ukraine, Kirgistan, der Mongolei, Indien und Mexiko. „Wir haben viel gelernt“, erinnert sich Tadjieva: „Wie man ein Unternehmen nach europäischen Maßstäben führt, Ausgaben intelligent tätigt oder senkt. Wir haben uns mit deutschen Partnern vernetzt und mit Kollegen aus unserer Region.“ 

Umida Tadjieva (2.v.l.) ist regelmäßig zu Gast auf der Taschkenter Gesundheitsmesse TIHE, hier 2018 mit einer deutschen Delegation und Vertreterinnen der usbekischen Gesundheitswirtschaft.
 International gefragtes Unternehmen

Mit einer Reihe handfester Ideen und neuer Expertise kam die Managerin nach Taschkent zurück, verpasste ihrem Unternehmen ein Rebranding und änderte das Einstellungsverfahren für neues Personal. Im Sommer 2019 gewann Medica zusammen mit einem deutschen Geschäftspartner eine Ausschreibung zum Matchmaking, das Teil eines Exportförderprogramms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle war. Doch ehe das Projekt umgesetzt werden konnte, machte die Corona-Pandemie dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. „Wir hätten das Projekt im September 2020 mit Präsenzverhandlungen und Besichtigungen usbekischer Kliniken, medizinischer Produktionsbetriebe usw. abschließen sollen“, so Tadjieva. Stattdessen fanden 80 bilaterale Gespräche mit zwölf deutschen und über 60 usbekischen Firmen online statt. „Darunter waren Unternehmen mit mehr als 20 Jahren Erfahrung, die zu den größten Importeuren von Medizinprodukten und -technik gehören, große Kliniken und auch junge Unternehmen, die sehr flexibel auf den sich gerade in Pandemiezeiten verändernden Gesundheitsmarkt reagierten“, erinnert sich Tadjieva. „Die Treffen waren produktiv und ergebnisreich. Ich hoffe, dass die Unternehmen ihre Zusammenarbeit mit den deutschen Partnern weiter vertiefen werden.“ 

Corona fordert auch der Firma Flexibilität ab

Da das Unternehmen auf internationale Flüge angewiesen war, ging Corona auch an Medica nicht spurlos vorbei. „Wie das ganze Land waren wir nicht darauf vorbereitet, als die Pandemie Anfang März 2020 plötzlich alles zum Stillstand brachte.“ Doch Tadjieva wusste, was zu tun war: „Selbst während des totalen Lockdowns haben wir Notfälle und komplexe Krankheitsverläufe zur Behandlung ausgeflogen. Gleichzeitig orientierten wir uns aufgrund des akuten Ärztemangels in Usbekistan neu und waren von April bis Mitte Oktober 2020 als Ärzte tätig. Darüber hinaus haben wir uns an verschiedenen Ausschreibungen zur Lieferung medizinischer Geräte beteiligt. Das Firmenbüro haben wir zwar geschlossen, aber die Zusammenarbeit mit den internationalen Ärzten und Experten für den Austausch gerade in Bezug auf die Pandemie aufrechterhalten.“ 

Inzwischen hat Umida Tadjieva den normalen Geschäftsbetrieb wieder vollständig aufgenommen und blickt stolz auf die zurückliegenden sieben Jahre: Aus dem kleinen Unternehmen mit fünf Mitarbeitern ist inzwischen die Medica GmbH geworden – mit einem zwölf Köpfe starken Team und dem fünffachem Umsatz. „Wir entwickeln und verbessern uns weiter und erschließen neue Märkte, auch in unserem Land. Zwei große Projekte stehen kurz vor der Umsetzung. Auch die Unternehmenswebsite treatment.uz wird zurzeit angepasst.“ Dann soll sie neben Usbekisch, Russisch und Englisch wohl auch auf Deutsch erscheinen: „Denn unsere strategischen Partner sitzen vor allem in Deutschland“, weiß Tadjieva. Ausruhen ist für die usbekische Geschäftsfrau kein Thema: „Ich optimiere ständig etwas am Unternehmen. Das fordert der Markt auch. Unsere große Hoffnung sind die medizinischen Verbrauchsgüter.“ Denn hochwertige Medizinprodukte sollen ein neues Standbein von Medica werden, medizinische Dienstleistungen das andere. 

Fotos: © Umida Tadjieva