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Innovation durch Tradition

Shasenem Garlyyeva ist Geschäftsfrau mit Leib und Seele. Mit ihren beiden Firmen fördert sie die Geschäftsbeziehungen zwischen Turkmenistan und Deutschland und trägt zu einer Annäherung der beiden Kulturen bei. Sie bringt handgefertigte Wohntextilien aus Kamelhaar in deutsche Wohnzimmer. Und in ihrer eigenen Bäckerei verzaubert sie ihre Landsleute in Kürze mit echtem deutschen Baumkuchen.

Deutschen Baumkuchen gibt es bald auch in Ashgabat.

Stolz steht Shasenem vor ihrer neuen Baumkuchenmaschine, die vor Kurzem eingetroffen ist. „Jetzt heißt es üben, üben, üben“, sagt die tatkräftige Unternehmerin und lacht. Traditionellen Baumkuchen herzustellen ist ein arbeits- und kostenaufwändiger Prozess, berichtet sie. Der Teig wird eine Stunde auf einem Spieß gedreht, wobei bis zu 20 Lagen nach und nach behutsam aufeinander gebacken werden. Ein Prozess, für den man einen langen Atem braucht. Dass sie den hat, das hat die erfahrene Unternehmerin längst bewiesen.

Vier Jahre hat die Geschäftsführerin des Cafés „LaTartine“ in Aschgabat auf diesen Moment gewartet. So lange ist es her, dass sie ihren ersten Baumkuchen in Hannover gegessen hat. Sie wusste sofort: den will sie eines Tages in ihrer eigenen Bäckerei und Konditorei anbieten. Noch während des Managerfortbildungsprogramms entschied sie sich für einen Hersteller von Baumkuchenmaschinen und organisierte die Lieferung über ein Hamburger Transportunternehmen. Aufgrund der Coronakrise verzögerten sich die Prozesse, so dass sie die Anlage erst kürzlich erhalten hat. „Wenn ich den ersten Baumkuchen verkaufe, mache ich ein deutsches Fest“, sagt sie. Dazu lädt sie unter anderem Vertreter der Deutschen Botschaft in Aschgabat ein.

Mutter und Tochter bringen gemeinsam ihr Unternehmen voran.
Gründung einer neuen Firma

Während ihres Aufenthalts kam bei Shasenem der Wunsch auf, ihr Land und dessen kulturelle Errungenschaften in Deutschland präsenter zu machen. Sie nahm an einer Messe in Frankfurt teil und stellte dort turkmenisches Kunsthandwerk aus. „Ich wollte zeigen, wie vielfältig unsere Tradition ist“, sagt sie. Das hatte ursprünglich nichts mit ihrem Geschäft zu tun, ist aber zu einem geworden. Während der Messe lernte sie einen Berater kennen. Er unterstützte sie bei ihrer Idee, eine Firma für den Vertrieb von ökologischen Wohntextilien aus Kamelhaar zu gründen und beriet sie in punkto Design. „Die Einrichtungstrends in Deutschland und Turkmenistan unterscheiden sich stark. Bei uns in Turkmenistan ist in, was modern und neu ist. In Deutschland sind natürliche Materialien im Trend. Das ist mir schon während meines Aufenthalts aufgefallen“, sagt Shasenem. Diese Erkenntnis war der Anstoß für die Gründung von „Iner Unique Camel Wool“. Unter dieser Marke bietet Shasenem ein Sortiment aus Wohntextilien in angesagten Erdtönen an, die sie im Ausland über B2B vertreibt. Produziert wird von Hand in Turkmenistan, nach alten Techniken auf traditionellen Webstühlen, mit natürlich gefärbter Wolle. Die Erzeugerinnen sind Kunsthandwerkerinnen, die Shasenem bei unzähligen Reisen durch Turkmenistan ausfindig gemacht hat. Im Rahmen der Ethical Fashion Initiative (EFI), einem Projekt, das unter anderem von der EU gefördert wird, hat sie ihre erste Kollektion unter dem Namen „Karawanenreise“ entworfen, eine Hommage an die Tradition der Seidenstraße. Diese hat sie erfolgreich auf zwei Messen in Mailand und Paris vorgestellt. Kürzlich hat sie zudem einen eigenen Showroom in Ashgabat eröffnet, in dem Interessenten ihre Produkte anschauen und erwerben können. „Langsam kommt ein Einrichtungsstil mit natürlichen Materialien auch hier in Mode“, freut sich Shasenem.

Unterstützung erfährt Shasenem durch ihre Tochter, mit der sie zusammenarbeitet. Diese verantwortet unter anderem die Kommunikation und die Vermarktung und hat den Instagram Auftritt und die Internetseite gestaltet. „Ich freue mich, einen Teil der turkmenischen Kultur auf diese Weise in Zukunft auch nach Deutschland und Europa zu bringen“, sagt Shasenem.

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