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Gemeinsam erfolgreich

Seit dem Managerfortbildungsprogramm sind Mokhtar, Wissem und Hichem befreundet. Und geschäftlich verbandelt. Miteinander – und mit der deutschen Wirtschaft.

Mokhtar Habbachi und Wissem Smiri

Mokhtar Habbachi und Wissem Smiri sind im Sommer 2020 zusammen abgetaucht. Wohin? In die beeindruckende Unterwasserwelt rund um Mahdia, einem Küstenstädtchen in Tunesien. Gemeinsam haben die beiden Freunde farbenprächtige Meereslandschaften gesehen, sind seltenen Fischarten begegnet und haben mysteriöse Schiffswracks entdeckt. „Das war ein tolles Erlebnis“ erinnert sich Wissem. Mokhtar sagt: „Du kannst nicht mit jedem tauchen. Unter Wasser musst du dich blind auf den anderen verlassen können“.

Programm schafft die Basis

Dieses Grundvertrauen zueinander haben die beiden während des gemeinsamen Trainings in Deutschland aufgebaut. „Wir haben viel zusammen erlebt. Das schweißt zusammen“, sagt Mokhtar. Wissem fügt hinzu: „Wir sind mehr als Freunde, wir sind eine Familie“. Zur Familie gehört seit dem Managerfortbildungsprogramm (MP) auch Hichem Mokni, der in derselben Fortbildungsgruppe war. Die Wege der drei Alumni kreuzen sich seither regelmäßig. Nicht nur auf privater, sondern auch auf geschäftlicher Ebene.

Das Sprider Training Center vor und nach Mokhtar Habbachis Teilnahme am MP
Berufsbildung in Tunesien verbessert 

Mokhtar leitet eine Autowerkstatt und hat 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Ich arbeite seit Jahrzehnten im Kfz-Bereich. Heute stecken viel mehr Technologien in den Autos als früher“, sagt er. Der Unternehmer beklagt, dass junge Fachkräfte in Tunesien nicht entsprechend ausgebildet seien. Mit einem eigenen Fortbildungszentrum will er dazu beitragen, die Qualifizierung von Technikern zu verbessern. Als er am MP teilnahm, hatte er das Gebäude dafür bereits fertig gestellt und stand vor der Herausforderung, Infrastruktur und Kurse einzurichten.

In Deutschland hat der Firmenchef einen Partner gefunden, mit dem er beim Aufbau seiner Ausbildungsmodule zusammengearbeitet hat. Außerdem hat er eine Förderung für den Ausbau des Zentrums aus Deutschland erhalten. Sie dient dazu, die Entwicklung der Privatwirtschaft in Tunesien zu unterstützen. Zu den Maßnahmen, die dafür umgesetzt werden sollten, gehörte die Digitalisierung des Trainingszentrums. Damit mehr Jugendliche an den Kursen teilnehmen können und sich die Berufschancen von jungen Tunesiern und Tunesierinnen verbessern.

Für die Umsetzung der Digitalisierung hat sich Mokhtar an seinen Freund Wissem gewandt. Der IT-Experte hilft Unternehmen, Lösungen für ihre digitalen Herausforderungen zu finden. Seine Leidenschaft gilt dem Internet der Dinge. Mit „Elibot“ hat er ein Start-up im Bereich Industrie 4.0 gegründet. Die Digitalisierung der Fortbildungseinrichtung fiel mit dem Beginn der Corona-Pandemie zusammen.  
Der Nutzen der Maßnahme hat sich in Zeiten der Kontaktbeschränkungen in besonderem Maß gezeigt, da Mokhtar schnell auf E-Learning umstellen konnte.

Auszubildende des STC bei einem praktischen Unterricht

Inzwischen ist das Spider Training Center (STC) eine gefragte Weiterbildungseinrichtung, an der auch staatlich anerkannte Abschlüsse, zum Beispiel zum Kfz-Mechatroniker, erworben werden können. Mokhtar ist stolz darauf, dass er das erreicht hat. Neben technischen Kursen gibt es am STC auch andere Fortbildungen sowie einen Co-Working-Space, ein Ideenfindungslabor und ein Gründer- und Konferenzzentrum.  

 Im Oktober 2020 veranstaltete Mokhtar einen Tag der offenen Tür. Er präsentierte das Spider Training Center als gelungenes Modell der tunesisch-deutschen Zusammenarbeit. Auch Wissem und Hichem waren eingeladen. Was Hichem nicht wusste: Das größte Klassenzimmer hatte Mokhtar „Avionav“ genannt, nach der Firma seines Freundes Hichem. „Damit möchte ich die Auszubildenden motivieren“, sagt Mokhtar. „Avionav stellt für uns den tunesischen Traum dar. Trotz vieler Herausforderungen für lokale Unternehmen hier im Land, hat es der Hersteller für Leichtbauflugzeuge geschafft, sich durchzusetzen“.

Vertreter von STC und Avionav
Beruflicher Höhenflug

Hichem hat in Aachen studiert und einige Jahre in Deutschland am Fraunhofer-Institut in Wachtberg gearbeitet, bevor er als Forschungs- und Entwicklungsingenieur zu Avionav kam. Aber es fehlte ihm an Know-how, wie man Geschäfte macht und ein Unternehmen führt. Das scheint er beim MP gelernt zu haben. Vor Kurzem hat der Informatiker ein Spin-off gegründet, das er als CEO leitet. Das Start-up NextAV baut Flugzeuge von Avionav um, damit sie als Erkundungsflugzeuge eingesetzt werden können, zum Beispiel für die Wartung von Strom- oder Bahnnetzen. „Allein in Deutschland gibt es über 35.000 Kilometer Stromnetz“, berichtet Hichem. Seine innovative Idee, bei der künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt, wurde 2021 bei zwei Wettbewerben honoriert. Beim „Tunisia IoT & AI Challenge“ gewann er den ersten Preis, beim arabischen Pendant den zweiten.

Bevor Hichem seine Flugzeuge zum Einsatz bringen kann, muss er sie in einem aufwändigen Prozess zertifizieren. Das macht er gerade in Deutschland, zusammen mit einem Berater, den er beim MP kennen gelernt hat. Das Projekt wird von der GIZ unterstützt. „Das deutsche Zertifikat ist sehr gut, es wird in vielen Ländern anerkannt“, sagt Hichem, der zunächst in Tunesien und Nordafrika mit seinem Angebot starten will.

Gemeinsam auch in Zukunft

Kürzlich hat Hichem sich mit Mokhtar getroffen. Als die beiden über die Herausforderungen für die neue Firma sprachen, hat Mokhtar seinem Freund kurzerhand einen Platz auf seinem Firmengrundstück angeboten, um dort eine Landebahn einzurichten. Der frisch gebackene CEO weiß das Angebot seines Freundes sehr zu schätzen. „Das steht ganz oben auf unserer Agenda für die nächste Investitionsphase“, sagt der Firmengründer. Bei einer weiteren wichtigen Sache kann Mokthar ebenfalls behilflich sein: bei der Ausbildung von qualifizierten Technikern. Während des MPs entwickeln sich häufig Freundschaften, die das Programm überdauern. Ein unschätzbarer Wert, der sich nicht in Zahlen messen lässt.

Fotos: © Mokhtar Habbachi