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“Das Programm hat mein Leben verändert”

Es hätte ihr ganzes Leben verändert, sagt Maria Plesca über ihre Teilnahme am Managerfortbildungsprogramm. Im Anschluss an das Training in Deutschland war sie so inspiriert, dass sie nicht nur den elterlichen Betrieb Tingrimar umgekrempelte, sondern auch noch eine Firma übernommen hat.
Bis dahin war es ein mitunter steiniger Weg. Mit der Programmteilnahme hat es nicht sofort geklappt. Drei Anläufe hat die zielstrebige Unternehmerin gebraucht, bis sie die ersehnte Zusage zum Managerfortbildungsprogramm in der Hand hielt. In Deutschland hat sie dann alles aufgesaugt, was ihr bei der Entwicklung von Tingrimar weiterhelfen könnte. Das Unternehmen hat sich mit der Fertigung von Arbeits- und Schutzkleidung in Moldau einen Namen gemacht.

Maria Plesca hat bereits Kunden in Rumänien und Italien und möchte in den nächsten zwei Jahren in den deutschen Markt einsteigen. © GIZ/Igor Schimbator
Bildung „Made in Germany“

In Moldau mangelt es an gut ausgebildeten Fachkräften. Besonders beeindruckt war Plesca von der Qualität der Ausbildung und vom dualen Berufsbildungssystem in Deutschland. Als sie nach Ihrer Rückkehr diesbezüglich Kontakt mit der Industrie- und Handelskammer der Republik Moldau aufnahm, stellte sie zu ihrer Überraschung fest, dass es im Land bereits ein Programm zur Umsetzung des deutschen Modells gab. Und: Sie war „just in time“ für die Teilnahme an einem Pilotprojekt für Ausbildungsbetriebe im produzierenden Gewerbe, das von der GIZ in Moldau unterstützt wird.
Nach nur sechs Monaten hatte sie ihren Meisterbrief nach deutschem Vorbild in der Tasche – ihre Mutter ebenfalls, sie hatten zusammen die Schulbank gedrückt. Inzwischen haben die beiden Unternehmerinnen 75 Näherinnen ausgebildet. Tingrimar gehört zu den 50 Betrieben in Moldau, die nach deutschem Vorbild ausbilden, und trägt damit aktiv dazu bei, die Berufsbildung im Land zu modernisieren.

Change Management

Nach ihrer Rückkehr hat Plesca die Produktionshalle renoviert, um bessere Arbeitsbedingungen für ihre Angestellten zu schaffen. Darüber hinaus richtete sie einen zentral gelegenen, modernen Showroom in der Hauptstadt Chisinau ein, in dem auch genäht wird. Die Kunden können sich dort auf 100 Quadratmetern Produkte, Materialien und den Herstellungsprozess live anschauen. Transparenz sei wichtig, gerade in dem von Skandalen gebrandmarkten Textilgeschäft, sagt Plesca.
Weiterhin hat sie zwei Verkaufsläden geschlossen, die sich nicht getragen haben, ein Bestandssystem eingeführt und interne Produktionsprozesse optimiert. Das alles ging nicht ohne Widerstand: Einige Mitarbeiter waren nicht bereit für diese Innovationen und verließen das Unternehmen. Inzwischen arbeitet Plesca mit einem neuen und motivierten Team.

Nachdem Maria Plesca an dem Programm teilgenommen hat, hat sie den Fertigungsbereich renoviert und so die Arbeitsbedingungen verbessert. © Tingrimar
If you can make it there…

Derzeit erwirtschaftet Tingrimar den Großteil seines Umsatzes auf dem heimischen Markt. Doch das soll sich ändern. Um das internationale Geschäft anzukurbeln, hat Plesca gerade ein Imagevideo drehen lassen und ein Photoshooting für den neuen Facebook-Auftritt gemacht. Der Webseite wurde ein Relaunch verpasst, das Corporate Design überarbeitet.
Erste internationale Kunden in Rumänien und Italien, den beiden wichtigsten Außenhandelspartnern Moldaus, bestätigen den Erfolg dieser Marketingmaßnahmen. Sie haben Berufskleidung für den Gastro- und Medizinbereich und Schutzausrüstung für das Baugewerbe geordert. Innerhalb der nächsten zwei Jahre will Plesca auch auf den deutschen Markt. „Wenn wir es da schaffen, schaffen wir es überall“, sagt sie, denn die Qualitäts- und Zertifizierungsanforderungen auf dem deutschen Markt gelten als die höchsten in der EU.

Produktion von Masken

Zum Schutz der Bevölkerung vor Corona hat Tingrimar in diesem Jahr Masken genäht. Plesca bedauert, dass sie nicht auch für andere Länder produzieren konnte, aber die Vorschriften für den Export bei Hygieneprodukten seien besonders streng. Rund eine Million Masken wurden bei der Aktion für den heimischen Markt produziert. Der Gewinn sei gering gewesen. „Wir haben das nicht für den Profit gemacht, sondern um unseren Beitrag im Kampf gegen das Virus zu leisten“, sagt die Unternehmerin.

Zweites Standbein

Das Managerfortbildungsprogramm hat Plesca nach vorn katapultiert. Sie arbeitet jetzt noch strukturierter und organisierter. Und hat einen kühnen Schritt gewagt: Im Mai 2019 hat sie die Finanzberatungsgesellschaft Pro-Biznet Ltd. übernommen. Mit einhundert Prozent ihres Herzbluts lenkt die 35-jährige Zahlenexpertin jetzt die Geschicke zweier Firmen. Und schafft es in ihrer Freizeit sogar noch, bei ihren Hobbys abzuschalten; am liebsten beim Reiten, Lesen oder Kochen.

Aktuelle Situation

Im Schnitt haben produzierende Textilunternehmen in Moldau durch Corona Einbußen von 45 % erlitten. Vergleichsweise glimpflich kam Tingrimar mit 25 % weniger Umsatz davon. Vier Monate stand der Betrieb still, aufgrund von Hygienebeschränkungen und Abstandsregelungen musste sich das Unternehmen von Mitarbeitern trennen. Für 2021 ist Finanzexpertin Maria Plesca jedoch zuversichtlich und rechnet mit einem Wachstum von 15 %. Derweil ist das BIP – wie in vielen anderen Ländern auch – abgestürzt: 2020 soll es laut IWF minus 4,5 % betragen.

"It changed my entire life", says Maria Plesca about the Managemer Training Programme. On this photo she receives her MP certificate form Heinz Hetmeier (BMWi) GIZ/Igor Schimbator