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Ein Vorbild in der Berufsbildung

Ramy Soudan ist Geschäftsführer der Riyada AG. Im Interview berichtet er, wie er sein Unternehmen nach dem Managerfortbildungsprogramm modernisiert hat. Seit Kurzem bildet er Milchtechnologen aus und treibt die Entwicklung des in Ägypten noch neuen Berufs voran. Vorbild ist das duale Ausbildungsprogramm in Deutschland.

Was macht Riyada?
Wir sind ein milchverarbeitender Betrieb. Unser Unternehmenssitz ist in Port Said, das ist eine Hafenstadt im Norden von Ägypten. Pro Tag verarbeiten wir um die 70 Tonnen Milch zu Käse, zum Beispiel zu Gouda, Mozzarella oder Feta. Wir sind seit 15 Jahren auf dem Markt und haben uns in dieser Zeit zum führenden Hersteller in Ägypten entwickelt. Unsere Marken Cheesa, Asala und Diafa sind im ganzen Land bekannt.

Was ist Ihre Position im Unternehmen?
Ich bin Betriebsleiter. Das Unternehmen ist Teil unserer Familienholding, zu der weitere Firmen aus der Lebensmittelindustrie gehören. Die älteste Firma gibt es seit 1977, sie wurde von meinem Vater gegründet.

Was hat Ihnen die Teilnahme am Managerfortbildungsprogramm gebracht?
Ich habe viele Impulse von meinem Aufenthalt in Deutschland mitgebracht. Die deutsche Wirtschaft ist anders aufgestellt als unsere. Es gibt viele nichtstaatliche Unternehmen, die im Wettbewerb stehen. Das treibt sie zu ständiger Verbesserung an. Das habe ich auf unsere Vertriebsabteilungen übertragen. Ich habe Zielvereinbarungen für sie definiert und Prämien und Incentives eingeführt. Ergebnisse werden jetzt in Quartalsberichten festgehalten und verglichen. Das hilft mir, den Verkauf zu steuern. Ich habe gelernt: Du kannst nur lenken, was du auch messen kannst.

Wie haben sich die Veränderungen ausgewirkt?
Ich sehe, dass meine Teams motivierter sind. Ich sehe, wie wichtig es ist, wenn das ganze Team an ein Ziel glaubt. A propos Team: Den Teamgedanken musste ich erstmal aufbauen. Es heißt: Argentinien hat Messi, Brasilien hat Neymar, Deutschland hat ein Team. Diesen vielzitierten Ausspruch aus dem Fußball habe ich auf meine Unternehmensführung übertragen und Einheiten in Teams mit Teamleitern eingeteilt. Ich habe sogenannte „Dailies“ eingeführt, tägliche zehnminütige Treffen, in denen sich die Teams selbst organisieren.

Wie sind Sie bisher durch die Coronapandemie gekommen?
Meine Mitarbeiter sind für mich wie eine erweiterte Familie. Zum Glück mussten wir keinen unserer 500 Angestellten entlassen. Sie wissen das zu schätzen und sind sehr loyal. Wir haben gemeinsam versucht, das Beste aus der Situation zu machen, auch wenn wir als lebensmittelverarbeitender Betrieb besonders strengen Hygienevorschriften unterliegen. Um den Abstand zu wahren, hatten wir zum Beispiel vorübergehend mehrere Schichten. Frauen haben tagsüber gearbeitet, Männer abends und nachts. Generell haben wir Glück, wir kommen glimpflich durch die Krise. Käse gehört zu den Grundnahrungsmitteln. Einbußen gibt es beim Absatz im Hotelgewerbe, der ist zurückgegangen, weil zeitweise keine oder weniger Touristen einreisen.

Wie steuern Sie gegen?
Wir erschließen neue Märkte, um das zu kompensieren, zum Beispiel Libyen. Aktuell verkaufen wir 70 Prozent unseres Käses in Ägypten, 30 Prozent exportieren wir in den Nahen Osten und nach Russland.

Arbeiten Sie auch mit deutschen Unternehmen zusammen?
Wir nutzen deutsche und ausländische Anlagen in der Produktion, zum Beispiel zum Verpacken von Käse. Außerdem haben wir mit der Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit zusammengearbeitet. Ein Experte für Qualitätsmanagement und Automatisierung war bei uns und hat uns Tipps für Verbesserungen gegeben, an deren Umsetzung wir jetzt arbeiten. Am meisten haben mich in Deutschland, neben der Motivation der Mitarbeiter, der hygienische Standard und die technische Ausstattung beeindruckt.

Sie führen seit Kurzem ein Berufsbildungsprogramm nach deutschem Modell durch. Welche Erfahrungen haben Sie damit?
Wir haben letztes Jahr damit begonnen und sind sehr zufrieden. An zwei bis drei Tagen sind die Auszubildenden bei uns, den Rest der Zeit gehen sie zur Schule. Sie werden als Milchtechnologen ausgebildet. Im Rahmen des Programms haben wir auch unsere Ingenieure fortbilden lassen, damit sie lernen, den Schülern ihr Wissen fachgerecht und verständlich zu vermitteln. Wir wollen 200 Milchtechnologen ausbilden und alle einstellen. Für das Programm wurden wir vom Ministerium für Handel und Industrie als erstes Unternehmen aus dem Bereich der Milchindustrie akkreditiert. Gerade haben wir ein Handbuch zu diesem Berufsbildungsprogramm fertig gestellt, das in der Stadt und Region als Orientierung dient. Wir haben uns aktiv an der Entwicklung des Lehrplans beteiligt und mit der Kammer der Lebensmittelindustrie und anderen Partnern zusammengearbeitet. Vorbild ist für uns das System der dualen Berufsbildung aus Deutschland. Außerdem haben wir mit dem Bildungsministerium gerade einen Vertrag über die Einrichtung einer technischen Fachschule abgeschlossen, an der ebenfalls dual ausgebildet wird. Im Rahmen dieses Programms haben wir auch eine Gruppe von Studenten zur Ausbildung bei uns, aktuell haben wir also zwei Gruppen. Wir machen das nicht nur für uns, sondern auch für unser Land. Wir tragen damit dazu bei, die berufliche Bildung in Ägypten zu modernisieren.

Informationen über Riyada

Quality management lessons: A group of students in the production department.
Ramy Soudan (right) with his students on a city tour of Cairo.
Cheese production: Students learn more about the taste and texture of cheese in the ripening room.
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